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Hauptstadtkonferenz Elektromobilität

Berlin im Elektrofieber

Auf der zweiten Hauptstadtkonferenz Elektromobilität im Roten Rathaus versichern sich die Teilnehmer: Das Schaufenster füllt sich. Doch die Öffentlichkeit bekommt es kaum mit.

Berlin-Kongress

Das internationale Schaufenster der Elektromobilität in Berlin und Brandenburg füllt sich – aber kaum jemand hat es bemerkt. „Man ist überrascht, was im letzten Jahr alles in Berlin passiert ist", sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Mittwoch auf der zweiten Hauptstadtkonferenz Elektromobilität im Roten Rathaus. „Aber wie kann man es auch sichtbar machen?“, fragte er die 600 Teilnehmer. Tatsächlich haben zuletzt einige Nicht- Berliner dabei geholfen, dass in Berlin das „Elektro-Fieber“ ausgebrochen ist, wie Gernot Lobenberg, Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität, meinte. Zum Beispiel der VW-Konzern, der auf dem Tempelhofer Flugfeld 14 Tage lang sein Angebot an E-Autos mit mehr als 6000 Probefahrten für 35000 Besucher zelebrierte.

1300 E-Autos insgesamt, davon mehr als 400 E-Fahrzeuge im Carsharing von Daimler, BMW und der Bahn, sind schon länger in der Stadt unterwegs. Berlin habe sich zum „öffentlichkeitswirksamen Testparcours der Autoindustrie“ entwickelt, sagte Wowereit. Und mit dem Produktionsstart des Elektro-Scooters von BMW in Spandau kommende Woche werde die Stadt auch zum „Industriestandort für ein Elektrofahrzeug“. Soeben haben Senat und Wirtschaft ein Aktionsprogramm 2020 verabschiedet, um den Fortschritt zu beschleunigen. „Es kann losgehen“, sagte Wowereit.


Unsichtbar ist die Elektromobilität also keineswegs, erst recht nicht, wenn man hinter die Kulissen der vielen Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Start- ups schaut, die sich mit dem Thema in Berlin beschäftigen. „Aber es gibt viele ungeduldige Menschen – dazu zähle auch ich –, die sich alles noch schneller gewünscht haben“, räumte Wowereit ein. Alexander Dobrindt (CSU) will die Entwicklung beschleunigen. Der Bundesverkehrsminister lässt gerade ein Fördergesetz erarbeiten, das E-Fahrzeuge privilegieren soll, wie Dobrindts Staatssekretärin Katherina Reiche sagte.

Zentrale Punkte: die Sondernutzung von Parkplätzen, die Kennzeichnung von E-Autos, der Aufbau der Ladeinfrastruktur. Die Hoffnung vieler Fuhrparkmanager, der Bund werde auch Sonderabschreibungen für gewerblich genutzte Elektroautos anbieten, enttäuschte Reiche. „Da müssen Sie den Bundesfinanzminister einladen“, sagte sie und verwies auf die zehnjährige Befreiung von der Kfz- Steuer für E-Fahrzeuge und den Nachteilsausgleich bei der Dienstwagenbesteuerung. Der Bund denke zudem über zinsgünstige KfW- Kredite für Elektroautos nach. Das Wirtschaftsministerium nutzt drei E-Autos – Dobrindt ist mit einem BMW i3 unterwegs.


Augenmaß bei der Förderung der Elektromobilität mahnte Udo Niehage, Chef der Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg und Energiewende-Beauftragter von Siemens, an. Mit Blick auf das EEG-Gesetz und dessen mühsame Reform sagte Niehage: „Rahmenbedingungen können erhebliche Risiken und Nebenwirkungen entfalten.“ Statt E-Autos massiv mit Steuergeld zu fördern, sei Ausprobieren ratsam. Ein Marathon für alle. „Und Berlin hat erst ein oder zwei Kilometer der 42 Kilometer geschafft – bei ungewisser Streckenführung“, sagte Niehage.

Quelle: www.tagesspiegel.de

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